Inside Vienna
Spaziergang durch Wien
Natürlich ist das Erlernen der Sprache der wichtigste Aspekt eines Deutschkurses. Aber es ist auch wichtig, mehr über die Stadt, in der du gerade deinen Sprachkurs besuchst, zu erfahren. Wien gehört zu den weltweit lebenswertesten und coolsten Städten der Welt. Mich wundert es nicht. Es gibt so viele sehenswerte Ecken und interessante Plätze, und auch so viel Wissenswertes über diese Stadt, dass ich gerne etwas davon teilen möchte.
Cafés geschlossen, Kinos geschlossen, Restaurants geschlossen. Der dritte Lockdown, und wir haben so viel Zeit wie selten zuvor. Aber: die Stadt selbst ist zum Glück offen, und wir dürfen auch hinaus! Wer Wien kennenlernen will, kommt um einen Spaziergang durch den ersten Bezirk, die Innere Stadt sowieso nicht herum.
Der erste Bezirk, die Innere Stadt
Wir starten im Zentrum, direkt vor dem Steffel. Der Stephansdom ist nicht bloß eine Kirche, sondern das Wahrzeichen von Wien. Teile davon sind immerhin mehr als 800 Jahre alt aber das Beste ist, seine 343 Stufen hinaufzugehen und den wunderbaren Blick über die Stadt zu genießen.
Vielleicht hast du dich gefragt, was das für Metallstäbe sind, die auf der linken Seite des Haupttors in die Wand eingelassen sind. – Es handelt sich um richtige Längenmaße, mit denen Bürger*innen überprüfen konnten, ob die Waren von den Kaufleuten auch richtig abgemessen worden waren.
Auf der rechten Seite des Tors ist „05“ eingraviert, das steht für eine Widerstandsgruppe, die gegen das Naziregime gekämpft hatte.
Ein Stück weiter, am Beginn der Kärntnerstraße, befindet sich ein Stock hinter einer Glaswand, der „Stock im Eisen“. Um diesen Stamm ranken sich viele Geschichten, sehr wahrscheinlich ist, dass die Leute früher in den Stamm Nägel eingeschlagen hatten, um sich etwas zu wünschen. Heutzutage wirft man vielleicht eine Münze in einen Brunnen, das ist etwas weniger anstrengend 😉
So romantisch ein Spaziergang durch den ersten Bezirk auch sein mag, du solltest wissen, dass sich nur wenige Meter unter der Oberfläche eine Parallelwelt befindet, die aus zahlreichen undurchschaubaren, unterirdischen Grüften und Kellern besteht und weit düsterer ist, als die Welt darüber.
Bekannt sind die Katakomben und die Kaisergruft. Besonders gruselig ist die Michaelergruft, in der es ganz spezielle Luftverhältnisse gibt, durch die sehr viel von den darin beerdigten Toten erhalten geblieben ist. Gruselig, wie gesagt!
Vielleicht sagt dir ja der Filmklassiker „Der dritte Mann“ mit Orson Welles noch etwas, der teilweise in den Katakomben von Wien spielt, aber vielleicht bist du schon zu jung dafür 😉 Auf jeden Fall gibt es eine eigene Führung „The Third Man Tours“ dafür.
Weiter makaber bleibt es, wenn du den Ort des ersten Kriminalgefängnisses Wiens besuchst, das sogenannte „Malefiz-Spitzbubenhaus“. Es befindet sich in der Rauhensteingasse 10.
Wie du dir vorstellen kannst, herrschten dort grausamste Zustände und das Haus selbst existiert nicht mehr, aber die gigantische Kelleranlage gibt es noch immer. Überhaupt geht es in auffällig vielen Wiener Geschichten und Sagen um Tod und Teufel, oder wie diesen ein Schnippchen geschlagen wird.
Aber jetzt verlassen wir unsere Grusel-Tour und gehen weiter zur Ringstraße. Sie führt, wie der Name vermuten lässt, rund um den ersten Bezirk. Früher war dort die Stadtmauer, aber vor ca. 150 Jahren baute man dort neue Gebäude, wie das Rathaus, das Parlament, die Oper, das Burgtheater, aber auch das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum, um nur einige zu nennen. Obwohl die Baustile das nicht vermuten lassen, stammen sie alle aus der selben Zeit. Man wollte sich halt etwas leisten.
Da wir schon in der Nähe sind, verlasen wir den ersten Bezirk und gehen direkt über den Platz vor den Museen weiter zum…
Museumsquartier
Das ist zweifellos einer der coolsten Plätze Wiens. Wenn du Kunst liebst, bist du hier genau richtig. Hier sind gleich die drei größten Museen der Stadt – die Kunsthalle Wien, das Leopold Museum und das MUMOK (Museum Moderner Kunst).
Außerdem gibt es das Tanzquartier Wien, das Architekturmuseum Wien, und das ZOOM Kindermuseum.
Dazu kommt viel Gastronomie und die „Enzis“, das sind große, bunte, moderne Sitzmöglichkeiten, die auch sehr frequentiert sind. Das Beste daran: man kann hier einfach abhängen, ohne Konsumzwang, was die Wiener*innen auch sehr schätzen.
Wenn du das Museumsquartier verlässt, kommst du in die Lerchenfelderstraße, und von dort direkt zum Spittelberg.
Spittelberg
Es geht jetzt nicht steil bergauf, wie der Name vielleicht vermuten lässt, den Aufstieg hast du ja schon beim Stephansdom geleistet 😉 Der Spittelberg ist ein kleiner, schicker Stadtteil im 7. Wiener Gemeindebezirk, es gibt schmale Kopfsteinpflaster-Gassen und alte, schöne Biedermeierhäuser. Die Gegend ist voll von kleinen Kunsthandwerksläden und vielen gemütlichen Lokalen. Es handelt sich um ein historisches Viertel und ein kleiner Rundgang ist sehr zu empfehlen. Es wird dir gefallen!
Eines meiner Lieblingslokale hier ist das Amerling-Haus, mit seinem wunderschönen Gastgarten, das wir hoffentlich bald wieder besuchen können.